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Aktienkurse im Krieg

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Was passiert an der Börse?
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Krieg – ein Wort, das sofort Bilder von Zerstörung, Leid und menschlicher Tragödie hervorruft. Derzeit befindet sich die Menschheit wieder mal am Scheideweg einer neuen geopolitischen Ordnung, welches sich in vielen kleinen Konflikten äußert. Doch abseits der Schlachtfelder hat bewaffneter Konflikt auch tiefgreifende Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte. Wenn die Kanonen donnern und geopolitische Spannungen eskalieren, zittern Anleger oft um ihre Portfolios. Doch wie genau beeinflusst Krieg die Aktienkurse? Gibt es historische Muster, die uns Orientierung geben können? Und wer sind eigentlich die stillen Gewinner, wenn die Welt in Aufruhr gerät? Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen Krieg und Börse, blickt in die Vergangenheit und zieht Parallelen zur aktuellen Weltsituation.

Morgen ist es so weit: Donald Trump und Wladimir Putin werden sich im historisch ironischen Alaska treffen (14.08.2025), um über den weiteren Verlauf des Ukraine-Konflikts zu sprechen. Es bleibt abzuwarten, wie die Börsen auf dieses Treffen reagieren werden.

Ein Blick auf die Geschichte und heimliche Profiteure

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Die Börse ist ein Spiegelbild der Welt – und in der Welt gibt es leider auch Kriege. Wer die Dynamiken versteht, kann vielleicht nicht nur sein eigenes Vermögen schützen, sondern auch die subtilen Verschiebungen in der globalen Wirtschaft besser erkennen. Die heimlichen Profiteure mögen im Schatten agieren, doch ihre Existenz ist eine Realität, die das komplexe Zusammenspiel von Krieg und Kapital unterstreicht.

Wenn es zu einem Krieg oder größeren geopolitischen Konflikten kommt, erleben die Finanzmärkte in der Regel zunächst eine Phase erhöhter Unsicherheit und Volatilität. Während einige Sektoren leiden, gibt es andere, die – oft aus makabrer, aber wirtschaftlicher Notwendigkeit – von der Situation profitieren können. Es ist wichtig zu beachten, dass dies eine allgemeine Beobachtung ist und individuelle Kriegsereignisse unterschiedliche Auswirkungen haben können. (Mit einem großen Weltkrieg wird es auch keine Profiteure mehr geben.)

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"Politische Börsen haben kurze Beine."

Krieg und Börse im Rückblick

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Krieg und Börse: die erste Schockwelle

Der unmittelbare Ausbruch eines Krieges oder eine plötzliche Eskalation geopolitischer Spannungen löst an den Börsen in der Regel eine Schockwelle aus. Das Schlüsselwort hier ist Unsicherheit. Investoren hassen Unsicherheit. Sie versuchen, Risiken zu minimieren und ziehen Kapital aus risikoreicheren Anlagen wie Aktien ab. Diese „Flucht in Sicherheit“ führt oft zu einem Rückgang der Aktienkurse über alle Sektoren hinweg.
Gleichzeitig sehen wir oft einen Anstieg der Preise für traditionelle sichere Häfen. Gold, als bewährtes Krisenmetall, erfährt in der Regel einen Nachfrageschub. Auch Staatsanleihen stabiler Länder, insbesondere die US-Staatsanleihen (Treasuries) und deutsche Bundesanleihen, gelten als sichere Anlagen und erleben in solchen Phasen Kursgewinne. Währungen wie der US-Dollar und der Schweizer Franken profitieren ebenfalls oft von ihrem Status als sichere Häfen. So zumindest in den vergangenen Krisen. Derzeit sehen wir ein schwindendes Vertrauen in amerikanische Staatsanleihen und dem Dollar als Leitwährung.

Erster Weltkrieg (1914 - 1918)

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs schlossen viele Börsen weltweit vorübergehend, um einen totalen Zusammenbruch zu verhindern. Als sie wieder öffneten, kam es zu massiven Kursverlusten. Langfristig jedoch führten die kriegsbedingte Produktion und staatliche Ausgaben in den beteiligten Ländern zu einem Wirtschaftsboom und letztlich zu steigenden Aktienkursen, insbesondere in den Industrien, die direkt vom Krieg profitierten. Hier sehen wir bereits erste Anzeichen von Profiteuren.

Zweiter Weltkrieg (1939 - 1945)

Ähnlich wie im Ersten Weltkrieg gab es zu Beginn des Konflikts Unsicherheit und Rückgänge. Doch die Kriegswirtschaft, die massive staatliche Investitionen in die Rüstungsindustrie, Stahlproduktion und andere kriegsrelevante Sektoren mit sich brachte, führte zu einem starken Wachstum in diesen Bereichen. Unternehmen, die Panzer, Flugzeuge, Munition oder Uniformen herstellten, erlebten goldene Zeiten. Die US-Börse erholte sich nach dem ersten Schock und zeigte während des Krieges eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit, angetrieben von der immensen Industrieproduktion. Mit Verlaub kann man sagen, dass die bis heute andauernde wirtschaftliche und politische Macht der Vereinigten Staaten von Amerika aus den Profiten bzw. Verschuldungen des Zweiten Weltkrieg herrühren. Wie gesagt, wir sehen gerade den Wandel in eine neue geopolitische Weltordnung. (Beitrag: Leitwährung und Weltordnung)

Koreakrieg (1950 - 1953)

Der Ausbruch des Koreakriegs führte zunächst zu einem leichten Rückgang, doch die anschließende Aufrüstungswelle, insbesondere in den USA, trieb die Aktienkurse von Rüstungsunternehmen und Rohstofflieferanten nach oben. Die Angst vor einer globalen Eskalation hielt die Unsicherheit jedoch hoch.

Jom-Kippur-Krieg (1973) und die Ölkrise

Dieser Konflikt im Nahen Osten hatte massive Auswirkungen auf die globalen Energiemärkte. Die durch den Krieg ausgelöste Ölknappheit und die dramatische Erhöhung der Ölpreise durch die OPEC führten zu einer globalen Rezession und einer Phase der „Stagflation“ (Stagnation und Inflation gleichzeitig). Die Aktienmärkte litten weltweit stark unter dieser Entwicklung. Dies zeigt, dass nicht nur der Krieg selbst, sondern auch seine indirekten Folgen, wie die Beeinträchtigung globaler Lieferketten oder Rohstoffpreise, enorme Auswirkungen haben können.

Golfkrieg (1990 - 1991/2003)

Auch im Golfkrieg sahen wir zunächst eine Verunsicherung und fallende Märkte. Die rasche Beendigung des Konflikts und die geringere Auswirkung auf die Ölpreise als befürchtet führten jedoch zu einer schnellen Erholung. (Die Massenvernichtungswaffen suchen wir noch heute…;-))

11. September 2001

Die Terroranschläge in den USA führten zu einem vorübergehenden Schock und Börsenschließungen. Nach der Wiedereröffnung fielen die Kurse deutlich. Doch die Märkte erholten sich innerhalb weniger Wochen, was die Resilienz der Finanzmärkte auch gegenüber nicht-militärischen Schocks zeigt.

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Aktuelle Weltsituation: Ein komplexes Puzzle

  • Ukraine-Krieg: Der Krieg in der Ukraine hat die globalen Energiemärkte massiv beeinflusst, die Preise für Gas und Öl in die Höhe getrieben und zu einer weltweiten Inflation beigetragen. Er hat auch die Notwendigkeit der Energiesicherheit in Europa und die Beschleunigung des Übergangs zu erneuerbaren Energien verdeutlicht. Die Rüstungsindustrie in westlichen Ländern erlebt einen Boom. Gleichzeitig sind die Aktien von Unternehmen, die stark in Russland engagiert waren, massiv gefallen.
  • Nahost-Konflikt: Die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten, insbesondere der Konflikt in Gaza, haben das Potenzial, die globalen Ölpreise stark zu beeinflussen und die Lieferketten in der Region zu stören. Die Unsicherheit in dieser rohstoffreichen Region ist ein ständiger Risikofaktor für die Märkte.
    Spannungen im
  • Pazifikraum (Taiwan): Die Rivalität zwischen den USA und China, insbesondere die Frage um Taiwan, birgt das Potenzial für erhebliche globale Störungen. Eine Eskalation hier könnte massive Auswirkungen auf die globale Technologie- und Halbleiterindustrie haben.
vom Blog

"Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen."

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Die heimlichen Profiteure

Während die breite Öffentlichkeit die Tragödien des Krieges wahrnimmt, gibt es im Hintergrund oft stille Gewinner, deren Bilanzen von den Konflikten profitieren. Dies sind nicht immer direkt die Akteure, die Waffen liefern, sondern oft jene, die die Rahmenbedingungen des Konflikts bedienen oder indirekt von den veränderten Prioritäten profitieren…

1. Rüstungs- und Verteidigungsindustrie

Dies ist der offensichtlichste Sektor. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen oder erhöhten geopolitischen Spannungen steigen die Verteidigungsbudgets der Staaten massiv an. Regierungen bestellen mehr Waffen, Munition, Militärfahrzeuge, Flugzeuge, Schiffe, Drohnen und Überwachungssysteme.

  • Erhöhte Nachfrage: Direkte Ausrüstung für die Streitkräfte.
  • Modernisierung: Auch Länder, die nicht direkt am Konflikt beteiligt sind, beginnen oft mit der Modernisierung ihrer eigenen Verteidigungsfähigkeiten aus Angst vor zukünftigen Bedrohungen.
  • Langfristige Aufträge: Die Produktion von Rüstungsgütern ist oft langfristig ausgelegt, was den Unternehmen stabile Einnahmen und Planungssicherheit verschafft.
  • Beispiele: Unternehmen wie Rheinmetall (Deutschland), Lockheed Martin (USA), BAE Systems (Großbritannien), Northrop Grumman (USA), Raytheon Technologies (USA), General Dynamics (USA), Leonardo (Italien) und Hensoldt (Deutschland) erleben in solchen Zeiten oft einen signifikanten Anstieg ihrer Aktienkurse.

2. Rohstoffsektor

Kriege können zu Störungen in den globalen Lieferketten führen und die Produktion wichtiger Rohstoffe beeinträchtigen. Die erhöhte Nachfrage durch die Kriegswirtschaft (z.B. Treibstoff für Militärfahrzeuge) und die Spekulation auf Engpässe treiben die Preise in die Höhe.

  • Öl und Gas: Konflikte in ölreichen Regionen (z.B. Naher Osten) oder die Störung von Transportrouten (z.B. Schifffahrtswege) können die Öl- und Gaspreise massiv ansteigen lassen. Energie ist für jede Volkswirtschaft und insbesondere für das Militär essenziell.
  • Metalle: Metalle wie Kupfer, Aluminium, Nickel oder Stahl sind für die Rüstungsindustrie (Herstellung von Waffen, Fahrzeugen, Elektronik) unverzichtbar. Auch hier können Preissteigerungen beobachtet werden.
  • Edelmetalle: Gold gilt traditionell als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten. Wenn Unsicherheit herrscht und Vertrauen in Fiat-Währungen schwindet, flüchten Anleger oft in Gold, was dessen Preis steigen lässt.
  • Beispiele: Große Energiekonzerne wie ExxonMobil, Shell, BP sowie Bergbauunternehmen wie Rio Tinto oder BHP Group können von dieser Entwicklung profitieren.

3. Cybersecurity

Moderne Kriege werden nicht nur auf dem Schlachtfeld geführt, sondern auch im Cyberraum. Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen, Regierungen und Unternehmen nehmen in Zeiten von Konflikten stark zu.

  • Erhöhter Schutzbedarf: Staaten und Unternehmen investieren verstärkt in Cyberabwehr, um sich vor Spionage, Sabotage und Informationskriegsführung zu schützen.
  • Nachfrage nach Software und Dienstleistungen: Anbieter von Cybersecurity-Software, Sicherheitslösungen, Verschlüsselungstechnologien und Beratungsdiensten sehen eine erhöhte Nachfrage.
  • Beispiele: Unternehmen wie Palo Alto Networks, CrowdStrike, Palantir oder auch der Rüstungskonzern Thales, der auch im Bereich Cybersicherheit stark ist, profitieren.

4. Private Sicherheits- und Militärunternehmen (PSMUs)

Diese Unternehmen bieten Dienstleistungen an, die von logistischer Unterstützung über das Training von Soldaten bis hin zu bewaffneten Schutzaufgaben reichen.

  • Auslagerung von Diensten: Regierungen lagern in Konfliktgebieten oft logistische, Sicherheits- oder Unterstützungsaufgaben an private Firmen aus, um eigene Truppen zu entlasten oder flexibler agieren zu können.
  • Erhöhter Bedarf an Schutz: In instabilen Regionen steigt der Bedarf an Personenschutz, Konvoisicherung und Objektschutz für zivile Einrichtungen oder Infrastrukturprojekte.
  • Beispiele: Unternehmen wie Constellis (nicht börsennotiert, aber als Branche relevant) oder börsennotierte Konzerne, die solche Segmente betreiben.

5. Logistik- und Transportunternehmen

Der Transport von Truppen, Ausrüstung, Munition, Hilfsgütern und Rohstoffen nimmt in Kriegszeiten drastisch zu.

  • Erhöhtes Frachtaufkommen: Reedereien, Luftfrachtunternehmen und Speditionen erleben eine steigende Nachfrage nach Transportkapazitäten.
  • Spezialtransporte: Der Bedarf an spezialisierten Transportlösungen für militärische Güter oder den Wiederaufbau kann zusätzliche Einnahmen generieren.
  • Beispiele: Große Reedereien oder Luftfrachtunternehmen können profitieren, obwohl die Erhöhung der Treibstoffkosten hier auch einen dämpfenden Faktor darstellen kann.
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Risiken und Ethik

Es ist unerlässlich zu betonen, dass das Investieren in Branchen, die von Krieg profitieren, mit erheblichen ethischen Fragen verbunden ist. Viele Anleger, insbesondere solche, die Wert auf ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) legen, meiden solche Investments.
Zudem sind die Märkte in Kriegszeiten extrem volatil und unvorhersehbar. Kurzfristige Schocks sind wahrscheinlich, und selbst vermeintliche Profiteure können durch unerwartete Entwicklungen, wie umfassende Sanktionen, Produktionsengpässe oder neue Regulierungen, betroffen sein. Langfristig können Kriege auch zu globalen Rezessionen führen, die letztendlich alle Branchen belasten.
Daher sollte jede Investitionsentscheidung stets auf einer gründlichen Analyse, der eigenen Risikobereitschaft und den persönlichen ethischen Überzeugungen basieren.

Fazit

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Ruhe bewahren und differenziert handeln

Die Auswirkungen von Krieg auf die Aktienmärkte sind komplex und nicht immer linear. Während es kurzfristig zu Panikreaktionen und Kursrückgängen kommen kann, passen sich die Märkte langfristig an die neue Realität an. Es gibt Sektoren, die direkt und indirekt von Konflikten profitieren können.

Für Anleger bedeutet dies:

  1. Nicht in Panik geraten: Kurzfristige Marktschwankungen sind normal. Wer langfristig investiert, sollte sich nicht von kurzfristigen Schlagzeilen leiten lassen.
  2. Portfolio diversifizieren: Eine breite Streuung über verschiedene Branchen und geografische Regionen mindert das Risiko.
  3. Qualität zählt: Investiere in Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten, die auch in schwierigen Zeiten widerstandsfähig sind.
  4. Informiert bleiben: Verfolge die geopolitischen Entwicklungen aufmerksam, aber triff keine impulsiven Entscheidungen.
  5. Langfristige Perspektive beibehalten: Historisch gesehen haben die Aktienmärkte Kriege und Krisen überstanden und sind langfristig wieder gestiegen.
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