ThyssenKrupp AG - Mai 2023
ThyssenKrupp ist ein deutsches Unternehmen, das in den Bereichen Industriegüter, Werkstoffe und Dienstleistungen tätig ist. Das Unternehmen hat ein breites Portfolio an Produkten und Dienstleistungen und sein Geschäftsmodell ist sehr diversifiziert. Insgesamt verfolgt ThyssenKrupp ein diversifiziertes Geschäftsmodell, das auf einer breiten Palette von Produkten und Dienstleistungen beruht. Das Unternehmen ist bestrebt, sich auf margenstarke Geschäftsbereiche zu konzentrieren und seine Geschäftsaktivitäten zu optimieren, um seine Wettbewerbsposition zu stärken und langfristiges Wachstum zu erzielen. Eine besondere Herausforderung und Chance stellt dabei die Umstellung der Produktion auf grüne Energie dar.
Geschäftsmodell & Unternehmensstrategie
Die Geschäftstätigkeit von ThyssenKrupp lässt sich in fünf Segmente unterteilen:
- Steel Europe: Dieses Segment umfasst die Produktion von Flachstahl und spezialisierten Stahlprodukten für die Automobilindustrie, die Bauindustrie und andere Branchen.
- Steel Americas: In diesem Segment betreibt ThyssenKrupp Stahlwerke in Brasilien und den USA.
- Materials Services: Hier bietet das Unternehmen Materialien wie Metalle, Kunststoffe und Baustoffe an, die für die Produktion von Produkten in verschiedenen Branchen benötigt werden.
- Elevator Technology: Dieses Segment befasst sich mit der Entwicklung und dem Verkauf von Aufzügen, Fahrtreppen und Fahrsteigen für den Transport von Personen und Gütern.
- Industrial Solutions: Hier bietet das Unternehmen Engineering-Dienstleistungen und Anlagenbau für verschiedene Branchen an, einschließlich der Chemie-, Energie- und Automobilindustrie.
Herausforderungen der Thyssenkrupp AG
Der traditionelle Stahlriese stand und steht vor großen Herausforderungen. Im Besonderen das Stahlgeschäft hat in den letzten Jahren die Ergebnisse des Konzerns massiv belastet. Jedoch ist dieses der Kern, das Herz und die Seele des Konzerns. Rings um das Stahlgeschäft wurden diverse Zweige in der Industrie-, Automobil- und Energiegeschäfte ausgebaut. Mit der grünen Wende steht die ThyssenKrupp vor massiven Investitionen in das Stahlgeschäft, um sich für die Nachfrage der Zukunft zu positionieren. Stichworte sind hier die grüne Energie zum Schmelzen, Einsatz von recycelten Kreislaufmaterialien und die Reduzierung des CO₂ Fußabdrucks.
In den letzten Jahren wurden in diesem Segment nur zaghaft Maßnahmen zur Umsetzung der notwendigen Investitionen getätigt. Nicht zuletzt durch die fehlgeleiteten Entscheidungen unserer Rot-Grünen Regierung. Strategisch fehlt hier die klare Ausrichtung des Konzernes und die Bündelung der vorhandenen Ressourcen.
Wasserstoffperle Nucera
Die Wasserstoff-Tochter der Thyssenkrupp ist die Nucera. Thyssenkrupp hält 66 % der Anteile, De Nora den Rest. De Nora ist ein italienischer Wasserstoffspezialist, der bis Ende Juni eine Erstnotiz an der Mailänder Börse plant. Für Nucera wird ein baldiger Börsengang vorbereitet. Vielleicht können wir noch im Herbst diesen Jahren einen IPO sehen.
Was macht Nucera?
Nucera entwickelt Großanlagen zur Herstellung von Wasserstoff, der weltweit eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz spielen soll. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Dortmund strebt bis 2025/26 einen Umsatz von 900 Mio. bis 1 Mrd. € an und beschäftigt mehr als 400 Mitarbeiter.
Nucera-Chef Krude sieht sein Unternehmen im Aufwind. Auch dank zweier Großaufträge in den Niederlanden und Saudi-Arabien habe das Wasserstoffgeschäft einen Auftragsbestand von rund 900 Mio. €. Das Chlor-Alkali-Stammgeschäft verfüge standardmäßig über einen Bestand von etwa 400 Mio. €. Für Nucera sei das Wasserstoffgeschäft keine Zukunftsmusik. „Der Startschuss ist gefallen. Und wir wollen diese neue Ära mitgestalten.“
Nucera Bewertung
Nach dem Capital Markets Day von Nucera im Januar hatte die Bank of America in einem Kommentar das Thyssenkrupp-Paket von 66 % mit einem Wert von 2,3 Mrd. € veranschlagt, womit das gesamte Unternehmen auf 3,4 Mrd. € käme. Ein weiterer Banker bezifferte den Wert auf 3 bis 4 Mrd. €. Thyssenkrupp will die Mehrheit auf jeden Fall behalten.
TKMS - Tafelbesteck der Thyssenkrupp AG
Die Rüstungssparte Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) mit Hauptsitz in Kiel soll aus dem Essener Konzern ebenfalls herausgelöst werden. Im Rahmen der neuen geopolitischen Situationen in unserer Welt erfährt der Rüstungssektor einen enormen Auftragsschub. Die Auftragsbücher und Produktionshallen des U-Boot-Spezialisten Marine Systems seien gut gefüllt.
Man wolle den Unternehmensteil zukünftig „verselbständigen und weiterentwickeln„. Unterschiedliche Szenarien seien denkbar. Beispielsweise sei ein Spin-off, also eine Ausgliederung, denkbar. Bisherige Aktionäre von Thyssenkrupp würden dann auch Anteile des neuen Unternehmens erhalten. TKMS wäre danach eine eigenständige Aktiengesellschaft.
Auslöser des Plans sei die Transformation der Stahlsparte. Das Ziel: grüner, klimaneutraler Stahl. Die notwendigen Investitionen dazu bewegen sich im Milliardenbereich. Zugleich benötige die Marinesparte ebenfalls Geld für ihr Wachstum.
aktuelle Entwicklung in der Chefetage
Die aktuelle ThyssenKrupp Chefin Martina Merz hat Ende März um die Aufhebung Ihres Arbeitsverhältnisses gebeten. Im Juni wird der frühere Siemens-Manager Miguel Ángel López Borrego der Ingenieurin an der Spitze nachfolgen. Die Chefin stand zuletzt zunehmend in der Kritik, weil es mit den geplanten Abspaltungen und Verkäufen von Firmenteilen nicht richtig voranging. Zudem ist ihr Vorhaben, sich vom Stahlgeschäft zu trennen, hochumstritten innerhalb des Konzerns. Ihr Nachfolger solle den Kurs aber fortsetzen, betont der Aufsichtsratsvorsitzende Siegfried Russwurm …?
Fundamentale Bewertung
Die Umsatz- und Gewinnentwicklung von ThyssenKrupp in den letzten Jahren war von Schwankungen geprägt. Das Geschäftsjahr 2021/2022 konnte jedoch mit einer Steigerung des Umsatzes auf 41.140 Mio. € und einem EBIT von 1.376 Mio. € abgeschlossen werden. Die EBIT-Marge konnte ebenfalls von 1,3 % auf 3,1 % gesteigert werden.
Entwicklung Umsatz und Margen
Im Geschäftsjahr 2020/2021 betrug der Umsatz des Unternehmens ca. 34 Milliarden Euro, während der bereinigte Verlust bei 1,6 Milliarden Euro lag. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, strukturelle Probleme in einigen Geschäftsbereichen sowie der Verkauf einiger wichtiger Geschäftseinheiten haben zu diesen Ergebnissen beigetragen.
In den Jahren zuvor hatte ThyssenKrupp einige positive Entwicklungen verzeichnet. Im Geschäftsjahr 2018/2019 betrug der Umsatz des Unternehmens 42,0 Milliarden Euro, während der bereinigte Gewinn bei 0,1 Milliarden Euro lag. Im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr konnte ThyssenKrupp seine Umsätze um 1,0 Milliarden Euro steigern und den bereinigten Gewinn um 0,7 Milliarden Euro verbessern.
Es ist jedoch zu beachten, dass ThyssenKrupp in den letzten Jahren eine grundlegende Restrukturierung durchlaufen hat, um seine Geschäftsbereiche zu optimieren und die Rentabilität zu steigern. Das Unternehmen hat sich von einigen nicht profitablen Geschäftsbereichen getrennt, darunter der Verkauf seiner Aufzugssparte im Jahr 2020, und hat seine Geschäftsprozesse optimiert, um effizienter zu arbeiten und Kosten zu sparen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Maßnahmen in den kommenden Jahren auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung von ThyssenKrupp auswirken werden. Der Personalbestand wurde innerhalb der Gruppe von 101.275 Mitarbeiter in 2021 auf 96.494 Mitarbeiter reduziert.
Entwicklung Cash Flow und Gewinn
Das Ergebnis je Aktie lag im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 1,82 € je Anteilsschein. Im Gegensatz zum Vorjahr mit einem Ergebnis je Anteilsschein von – 0,18 Euro eine stattliche Verbesserung. Auch spiegelt sich das vergleichbar gute Ergebnis im Geschäftsjahr 2022 im Cashflow der ThyssenKrupp wider. Im Vergleich zum Vorjahr mit einem negativen Cashflow von – 418 Mio. € konnte ein positiver Cashflow von 340 Mio. € ausgewiesen werden. Immerhin eine Veränderung von über 750 Mio. € im Vorjahr. Es wird also kein Kapital mehr verbrannt! Sehr positiv zu bewerten! Jedoch werden weitere notwendige Investitionen in der Zukunft die Cashflow-Entwicklung belasten.
Bilanzielle Bewertung
Insgesamt zeigt die Bilanz von ThyssenKrupp in den letzten Jahren Herausforderungen im Hinblick auf die Profitabilität und den Schuldenabbau auf. Das Unternehmen hat jedoch weiterhin eine starke Marktposition in verschiedenen Branchen und bemüht sich um eine Verbesserung seiner Finanzen. Hohe Abschreibungen belasten die Bilanz der ThyssenKrupp immer noch. Vielleicht können mit der Abspaltung und Spin-off frische liquide Mittel in der Bilanz aktiviert werden. Im Anlagevermögen spiegeln sich die Abspaltungen und Verkäufe der letzten Jahre und deren Abschreibungen wider. Somit konnte zumindest die Eigenkapitalpositionen verbessert werden. Positiv herauszustellen ist der Schuldenabbau von über 24 Mrd. € auf knapp 15 Mrd. €. Gerade in Phasen von hohen Zinssätzen eine äußerst positive und entlastende Entwicklung.
Dividenden
Nach einem Jahr des Dividendenverzichts können sich die Investoren der ThyssenKrupp wieder auf eine Dividende freuen. Der Vorschlag des Aufsichtsrates lag wieder bei 0,15 Euro je Anteilsschein. Das Unternehmen hatte im Vorjahr eine Dividende von 0,15 Euro pro Aktie gezahlt, aber aufgrund der finanziellen Herausforderungen und der Restrukturierungsbemühungen im Geschäftsjahr 2020/2021beschlossen, keine Dividende auszuschütten.
Es ist zu beachten, dass die Dividende von ThyssenKrupp in den letzten Jahren sehr volatil war und stark von den Ergebnissen des Unternehmens abhängt. In den Jahren zuvor hatte ThyssenKrupp jedoch Dividenden an seine Aktionäre gezahlt, wobei der Dividendenbetrag im Jahr 2019 bei 0,15 Euro pro Aktie lag.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass die Entscheidung, eine Dividende auszuschütten, von der Unternehmensführung und der Hauptversammlung abhängt und in der Regel auf Basis der finanziellen Ergebnisse, der Investitionsstrategie und der zukünftigen Aussichten des Unternehmens getroffen wird. Ich denke, die schlimmste Zeit ist hier vorbei und wir können uns wieder auf kontinuierliche Zinsen einstellen.
Technische Analyse
Ein schöner Chart sieht anders aus! Der Anteilsschein der Thyssen Krupp wurde in den letzten Jahren ziemlich verprügelt. Im dreijährigen Kursverlauf sieht man nach dem kurzen Kriegshoch für die Rüstungsaktien im ersten Halbjahr 2022 einen kontinuierlichen Verfall von den Hochs in 2021 mit Notierungen über 12 € je Anteilsschein. Die Tiefs wurden in vorangegangenen Jahren mit Kursen um die 4 € je Anteilsschein erreicht. Aktuell pendelt sich der Kurs um die 6 € Marke ein. Dabei sind die Voraussetzungen besser als in den letzten beiden Geschäftsjahren. Der vorherrschende Abwärtstrend könnte mit dem Durchlaufen der 200 Tageslinie in der 50 Tageslinie gebrochen werden. So heißt es die nächsten Wochen abzuwarten und den Verlauf zu beobachten. Sollten weitere negative Meldungen veröffentlicht werden, könnte die Aktie bis auf Ihre alten Tiefststände fallen. Sollten die Börsengänge der Tochtergesellschaften angekündigt werden, können auch schnell wieder 50 % Erholungspotenzial drin sein.
Chart- und Trendanalyse
Fazit
Es bleiben viele Fragen offen. Im Besonderen die unklare strategische Ausrichtung des Konzerns macht eine Prognose fast unmöglich. Wir werden sehen, wie sich der neue Chef mit der Konzentration aufs Kerngeschäft positioniert. Gleichzeitig könnten die anvisierten Ausgliederungen der einzelnen Unternehmensteile verzögert werden. Der Kurs hat in der letzten Woche auf die Ankündigung des Abgangs von Frau Merz mit einem klaren Rückgang reagiert.
Jedoch sehe ich den frischen Wind in der Chefetage als Chance und Möglichkeit, die Restrukturierung des Konzerns schneller voranzutreiben. Gleichzeitig können die Aktivitäten rund um das Wasserstoffgeschäft den Kurs zukünftig beflügeln. Eine erste kleinere Position wird in unserem Wikifolio aufgebaut und ggf. günstiger ausgebaut.
Chancen und Risiken
Eine vollständige Bewertung von ThyssenKrupp erfordert eine umfassende Analyse der finanziellen Kennzahlen, der Wettbewerbsposition, der operativen Leistung und anderer Faktoren. Hier sind jedoch einige Punkte, die bei der Bewertung des Unternehmens berücksichtigt werden können:
Positiv:
- Diversifiziertes Geschäftsmodell: ThyssenKrupp ist in verschiedenen Geschäftsbereichen tätig, was das Unternehmen gegenüber Wettbewerbern und Konjunkturzyklen widerstandsfähiger macht.
- Marktführer in einigen Bereichen: ThyssenKrupp ist ein wichtiger Akteur in der Stahl-, Material- und Aufzugstechnologiebranche und hat in einigen Segmenten eine starke Marktposition.
- Potenzial für Innovation: ThyssenKrupp hat in der Vergangenheit in innovative Technologien wie Magnetschwebebahn-Systeme investiert und könnte auch in Zukunft innovative Lösungen entwickeln.
Negativ:
- Finanzielle Performance: ThyssenKrupp hat in den letzten Jahren schwache finanzielle Ergebnisse erzielt, einschließlich hoher Verluste und Schulden.
- Wettbewerb: ThyssenKrupp konkurriert in einigen Bereichen mit starken globalen Wettbewerbern wie ArcelorMittal und Siemens, die ebenfalls auf Innovation und Diversifizierung setzen.
Disclaimer
– keine Anlage- oder Kaufempfehlung –