BASF Aktie - März 2023
Nachdem am Freitag (24.02.) die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 der BASF bekannt gegeben wurden, ging die Nachricht des strategischen Wechsels im Vorstand fast unter. Saori Dubourg wird Ende Februar überraschend aus dem sechsköpfigen Gremium ausscheiden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Ihre Position übernimmt Stephan Kothrade, der bisher den Bereich Intermediates leitete. Somit stehen die Zeichen auf den Ausbau des Geschäftes in China. Neben den erwartungsgemäßen Zahlen wurden die Prognosen mit einem meiner Meinung nach positiven Ausblick präsentiert. Zusätzlich den hohen Abschreibungen für das Russlandgeschäft und der damit verbunden Wintershall Dea AG wurden im Besonderen die schlechten Rahmenbedingungen in Deutschland und der EU herausgestellt. Somit wird das Wachstum durch den „European Green Deal“ für Europa eher rückläufig bewertet. Erste Maßnahmen sind die Einstellung des Aktienrückkaufprogramms und ein Kostensparprogramm über 500 Mio. € für die nächsten beiden Jahre. In diesem Rahmen sollen ca. 2.600 Stellen in der BASF abgebaut werden.
Geschäftsmodell und Unternehmensstrategie
BASF ist ein deutsches Chemieunternehmen und einer der weltweit größten Hersteller von Chemikalien, Kunststoffen, Farbstoffen und anderen chemischen Produkten. Das Unternehmen ist in verschiedenen Bereichen tätig, einschließlich der Produktion von Chemikalien für die Landwirtschaft, der Herstellung von Kunststoffen und Schaumstoffen, der Produktion von Katalysatoren und Batteriematerialien, sowie der Entwicklung von Technologien für die Automobil-, Bau- und Elektronikindustrie.
BASF hat auch eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die an der Entwicklung neuer Technologien und Materialien arbeitet, um die Produkte des Unternehmens zu verbessern und neue Anwendungsbereiche zu erschließen.
Darüber hinaus engagiert sich BASF in verschiedenen Initiativen im Bereich Nachhaltigkeit, um ihre Geschäftstätigkeiten in Einklang mit den sozialen und ökologischen Bedürfnissen der Gesellschaft zu bringen. Dazu gehört auch die Entwicklung von Technologien zur Verringerung des CO₂-Ausstoßes und zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft.
BASF hat in den letzten Jahren Schritte unternommen, um sein Geschäft neu auszurichten und sich auf profitablere Geschäftsbereiche zu konzentrieren, insbesondere in Bereichen wie Landwirtschaft, Elektronik und erneuerbare Energien.
Fundamentalanalyse BASF
Entwicklung Umsatz und Margen
Nach einer Phase konstanter Umsatzerlöse von 2016 bis 2020 mit ca. 60 Mrd. €/jährlich konnten die Gesamterlöse in 2021 auf 78,60 Mrd. € und die erwarteten 87,33 Mrd. € in 2022 gesteigert werden. Im Geschäftsjahr 2023 steht eine Umsatzprognose zwischen 84 Mrd. € bis 87 Mrd. € im Raum. Diese Umsatzsteigerungen sind auch das Ergebnis der starken Preisanstiege in den vergangenen Jahren. Die Verteilung des Umsatzes nach Regionen teilt sich wie folgt auf: Nordamerika (21,9 Mrd. €), Südamerika, Afrika, naher Osten (4,4 Mrd. €) Europa (31,6 Mrd. €) Asien-Pazifik (20,6 Mrd. €). Somit liegt der Fokus im Umsatz nach Regionen derzeit auf Europa. Genau dieses Verhältnis soll in den nächsten Jahren weiter ausgeglichen werden und andere Regionen als Umsatztreiber fokussiert werden. Das EBIT vor Sondereinflüssen lag mit 6.8 Mrd. € unter dem Ergebnis des Vorjahres von 7,7 Mrd. Euro. Somit bewegt sich die EBIT-Marge auf einem Niveau zwischen 8 und 9 %. Belastet wurde das Ergebnis durch die starken Preissteigerungen in den Rohstoffmärkten, ausgelöst durch den Ukraine-Konflikt.
Entwicklung Cash-Flow und Gewinn
Der freie Cash-Flow, welcher sich nach Abzug der Auszahlungen für immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen vom Cash-Flow aus der betrieblichen Tätigkeit ergibt, stellt den verbleibenden Finanzierungsspielraum nach Investitionen dar. Er belief sich im Jahr 2022 auf 3.333 Millionen € nach 3.713 Millionen € im Vorjahr.
Das bereinigte Ergebnis nach Steuern ist von 6.7 Mrd. € auf 6,2 Mrd. € gefallen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie konnte leicht von 6,76 auf 6,96 Euro/Aktie in 2022 gesteigert werden. Auf die Margen haben im besonderen Sonderabschreibungen vom Russlandgeschäft gedrückt. Somit sollten sich die Margen über die nächsten Jahre (auf operativer Ebene) wieder stärker erholen.
Bilanzielle Bewertung
Das Gesamtvermögen (Bilanzsumme) der BASF ist von 87,38 Mrd. Euro auf 84,47 Mrd. Euro zurückgegangen. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf die Wertberichtigungen der Beteiligungen an der Wintershall-Tochter (6,5 Mrd. Euro) zurückzuführen. Eine Nord Stream 2 wird dank der amerikanischen Unterstützung so schnell kein Gas mehr transportieren. Im Anlagevermögenszugang sind die Anteile am Windpark Hollandse Kust Zuid zu verzeichnen. Somit wird der Anteil an erneuerbaren Energien im Portfolio und dem NetZero Zielen Rechnung getragen. Zusätzlich wurden erstmals die Anteile der Lucura Versicherung unter der BASF konsolidiert. Das kurzfristige Vermögen stieg im Vergleich zu 2021 um 2,4 Mrd. Euro an, was auf den hohen Bestand in den Vorräten des Segmentes Agricultural Solutions zurückzuführen ist. Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente lagen mit 2.516 Millionen € um 108 Millionen € unter dem Wert zum 31. Dezember 2021.
Die Eigenkapitalquote liegt mit ca. 48,4 % auf demselben Niveau wie im Vorjahr. Die Nettoverschuldung der BASF ist auf 16,2 Mrd. Euro gestiegen. Das langfristige Fremdkapital sank um knapp 2 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr, was unter steigenden Leitzinsen als sehr positiv zu bewerten ist. Dennoch erhält die BASF „nur“ ein A-Rating von Standard & Poor’s sowie Moody’s und Fitch.
Dividende
BASF gehört zu einer der konstantesten Dividendenzahlern im deutschsprachigen Raum. Für 2022 erhalten die Anteilseigner eine Dividende von 3,40 € pro Anteilsschein. Das Management wird diese Dividende auch für das Geschäftsjahr 2023 vorschlagen. Somit kann der Anleger bei dem aktuellen Kursniveau von einer Rendite für das Jahr von knapp 8 % ausgehen. BASF zahlt jeweils einmal im Jahr Dividende.
Gesamt wurden ca. 3 Mrd. Euro für die Anteilseigner ausgeschüttet. Dieser Payout ist komplett durch den freien Cash-Flow (3,3 Mrd. Euro) gedeckt.
Technische Analyse
Chart
Die BASF befindet sich seit einiger Zeit in einem übergeordneten Abwärtstrend, aus welchem sie noch nicht ausbrechen konnte. Einen Boden sehe ich bei ca. 38 €, welcher aus dem Jahr 2020 Bestand haben sollte. Kurzfristig liegt ein Widerstand um die Marke 54 €. Sollte dieser Widerstand in den nächsten Monaten nachhaltig überwunden werden, könnte die Aktie in einen Aufwärtstrend ausbrechen. Die nächsten Widerstände und Unterstützungen befinden sich dann auf einem Niveau von ca. 60 €. Mit der Bekanntgabe der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr ist das Papier wieder unter den gleitenden 50-Tagesdurchschnitt gerutscht. Wahrscheinlich wird der Kurs in den nächsten Tagen die 200-Tage-Linie im Bereich von 46 € testen. Danach könnte mit leicht steigendem Kursverlauf zu rechnen sein.
Chancen und Risiken
Chancen
BASF ist der größte Verbund-Chemiekonzern der Welt. Die chemischen Grundstoffe werden auch in Zukunft stärker nachgefragt werden. Gleichzeitig ist BASF ein Baustein in der „grünen Wende“ unserer wirtschaftspolitischen Pläne. Somit könnte BASF mit der Produktion von grünem Wasserstoff einer der kommenden Profiteure der klimapolitischen Entwicklungen sein. Der Ausbau von Verbundanlagen in den Standorten China und Nordamerika ist ein notwendiger Schritt in der aktuellen Deglobalisierung. Durch die Entwicklungen der letzten Jahre hat sich die Abhängigkeit von Rohstoffen und der Logistik innerhalb der global aufgestellten Lieferketten der BASF gezeigt. Durch die Investitionen in den autonomen Ausbau auf allen Kontinenten kann die BASF ihre weltweite Führungsposition weiter stärken.
Risiken
Eben diese massiven Investitionen (ca. 10 Mrd. €) in China sehen viele Analysten als Risiko. Aufgrund der globalen amerikanischen Bemühungen, die Konflikte in der Welt weiter anzuheizen, könnten Sanktionen oder ähnliche Abschreibungen wie im Russlandgeschäft drohen. Dennoch denke ich, dass diese Risiken minimal sind und es ein richtiger Schritt ist, in den größten Markt der Welt zu investieren. In Deutschland und vor allem am größten Chemiestandort der Welt, Ludwigshafen, wird es eher eine Restrukturierung geben. Geprägt durch die katastrophalen politischen Rahmenbedingungen ist BASF gezwungen, diverse Verlagerungen einzelner Produktionen aus Europa herauszunehmen. Dieses kann kurz- bis mittelfristig auf die Margen des Konzerns negative Auswirkungen haben.
Fazit
BASF ist eine interessante Aktie mit großem Potenzial. Der Konzern ist ein attraktiver und verlässlicher Dividendenzahler und konnte seine Umsätze in den letzten drei Jahren steigern. Das zukünftige Wachstum wird eher außerhalb Europas stattfinden. In Europa könnte BASF als einer der zentralen Akteure für die grüne Wende agieren. Für mittel- bis langfristig orientierte Anleger könnte der Einstieg auf dem aktuellen Niveau mit einem KGV von ca. 8 und einer Dividendenrendite über 5 % interessant sein.
Disclaimer
– keine Anlage- oder Kaufempfehlung –